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Unsere Orgel

Wenn wir eine Kirche betreten, sucht unser Blick beinah automatisch nach einer Orgel, diesem faszinierenden Instrument mit den vielen unterschiedlich großen Orgelpfeifen – der Großteil von außen nicht sichtbar im künstlerisch gestalteten Gehäuse – dem Prospekt – untergebracht. Für jeden Ton gibt es eine eigene Orgelpfeife. Obwohl Orgeln seit der Antike bekannt sind, hielten sie in Westeuropa erst im Laufe des 9. Jahrhunderts zunächst als Statussymbol Einzug in die ersten Kirchen. Erst allmählich wurden sie zum Hauptinstrument der christlichen Liturgie.

Unsere Orgel auf der Westempore der St. Johannis Kirche hat 28 Register. Es verlangt einem Organisten schon einiges an Koordination ab, beidhändig auf zwei Ebenen auf den beiden Manualen zu spielen und gleichzeitig mit beiden Füßen die Tasten des Pedals zu bedienen. Wer drauf achtet, kann es hören, wenn während des Spielens Register gezogen oder zurückgeschoben werden, um die verschiedenen „Instrumente“ einzeln oder gemeinsam erklingen zu lassen. Das ermöglicht eine Spielweise so zart, dass man die Ohren regelrecht spitzen muss, und dann wieder mit einer derartigen Klangfülle, dass die Schallwellen einen regelrecht erbeben lassen.

Die Ansprüche an Klang, Technik und Gestaltung wandelten sich im Laufe der Zeitgeschichte, was sich auch in der Geschichte unserer Orgel widerspiegelt. Sie wurde bei Carl Giesecke, einem bekannten Göttinger Orgelbauer, in Auftrag gegeben und 1863 eingeweiht. Im 20. Jahrhundert erfolgten 1911, 1932 und 1945 Umbauten entsprechend dem Stand der Technik und gewandelter Klangvorstellungen. 1997 schließlich wurde unsere Orgel von der Firma Werner Bosch Orgelbau aus Kassel/Niestetal rekonstruiert und restauriert. 80% des Pfeifenmaterials waren noch original vorhanden! Neu gefertigt werden musste allerdings die gesamte Technik.

Wir in Rosdorf können uns glücklich schätzen mit unserer Orgel, in die bereits gut 160 Jahre investiert wurde, um sie zu erhalten, zu modernisieren und klanglich zu optimieren – ein Erbe, aber auch eines, das uns finanziell nicht ungeschoren davon kommen lässt. Alle 30 Jahre muss die Orgel gewartet werden. Das ist ein mehrwöchiger Prozess, da die Orgel komplett in ihre Einzelteile zerlegt und gereinigt wird, Pfeifenhalterungen gegebenenfalls ausgebessert oder erneuert und Verschleißteile der Technik ersetzt werden müssen. Für unsere Orgel steht die Wartung in ca. 3 Jahren an. Sorgen wir gemeinsam dafür, dass wir uns und nachfolgende Generationen sich noch viele weitere Jahrzehnte an ihr erfreuen können. 

Und nutzen wir möglichst viele Gelegenheiten, unsere Orgel bewusst wahrzunehmen und zu hören – dank unserer engagierten Musiker ist dies regelmäßig in den Gottesdiensten und auch bei kirchlichen Konzertveranstaltungen möglich.

Dr. Anke Theuerkauf